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Entscheide dich (Teil 1) - Wie clevere Designs Nutzende bei ihren Entscheidungen unterstützen

Jeden Tag treffen wir Entscheidungen – manche klein, andere mit Folgen. In ersten Teil unseres Blogbeitrags zeigen wir, wie clevere Interfaces uns genau dann unterstützen, wenn es wirklich zählt.

Warum es wichtig ist, den menschlichen Entscheidungsprozess zu verstehen.

In User Interfaces sind Entscheidungsabfragen ein wichtiges Element der Benutzerinteraktion. Tagtäglich werden Nutzende mit einer Vielzahl von Entscheidungen konfrontiert – von simplen Ja/Nein-Fragen bis hin zu komplexen Auswahlszenarien mit weitreichenden Konsequenzen. Im beruflichen Kontext können solche Entscheidungen nicht nur Freude oder Frustration auslösen, sondern auch wirtschaftliche oder sicherheitsrelevante Folgen haben.

Die Gestaltung solcher Entscheidungsabfragen kann maßgeblich die Effizienz, Zufriedenheit der Nutzenden und letztendlich die wahrgenommene User Experience einer Software beeinflussen. Dennoch findet man in der Praxis häufig verwirrende Fragestellungen, unlogische Optionsdarstellungen und kontraintuitive Eingabe- und Auswahlmöglichkeiten, die den Entscheidungsprozess erschweren statt erleichtern.

In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf die psychologischen Grundlagen der menschlichen Entscheidungsfindung. Wir zeigen, wie wir bei M&M daraus konkrete, evidenzbasierte Gestaltungsrichtlinien für Entscheidungsabfragen in unseren Services ableiten. Das Verständnis dieser kognitiven Prozesse hilft uns, Interfaces zu entwickeln, die Nutzende optimal bei ihren Entscheidungen unterstützen, menschliche Fehler reduzieren und den Support-Aufwand verringern.

Wann sollten sich Nutzende entscheiden müssen?

Bevor wir auf die Gestaltung und psychologischen Hintergründe von Entscheidungsabfragen eingehen, sollte zuerst geklärt werden, wann eine Entscheidung von Nutzenden überhaupt erforderlich ist. 

Denn: Zu viele oder unnötige Abfragen können zur "Decision Fatigue" führen – einem Zustand, in dem Nutzende sich nicht mehr aktiv mit Entscheidungsoptionen auseinandersetzen, sondern sich "blind" durchklicken. Zu einem gewissen Maß wird das bei manchen Nutzenden zwar immer passieren, jedoch sollte dies nicht aktiv gefördert werden.

Entscheidungen sollten deswegen nur dann eingefordert werden, wenn mindestens eine der folgenden Bedingungen erfüllt ist:

  1. Entscheidungsfreiheit der Nutzenden: Die Entscheidung sollte bei den Nutzenden liegen, wenn sie von persönlichen Präferenzen, Geschmack oder individuellen Arbeitsweisen abhängig ist. In solchen Fällen kann das System die Entscheidung nicht autonom treffen, da subjektive Faktoren berücksichtigt werden müssen.
  2. Systemische Unsicherheit: Wenn das System aufgrund uneindeutiger Daten, Grenzwerte oder widersprüchlicher Parameter keine eindeutige Entscheidung treffen kann, ist das menschliche Urteil gefragt. In solchen Situationen sollte die Software transparent kommunizieren, warum die Entscheidung an den Nutzenden übergeben wird.
  3. Schwerwiegende Konsequenzen: Bei Entscheidungen mit potenziell schwerwiegenden oder irreversiblen Konsequenzen sollte das System eine bewusste Entscheidung der Nutzenden verlangen, selbst wenn automatische Entscheidungen technisch möglich wären. Das sorgt für rechtliche Absicherung und höhere psychologische Akzeptanz von Entscheidungsfolgen.

Im zweiten Teil erfahren Sie mehr zu den Grundlagen der menschlichen Entscheidungsfindung anhand verschiedener Theorien und was dies für die Interfacegestaltung bedeutet.

 

 

Über den Autor

 

Julian Waimer ist UX Designer Engineer und Bachelor of Science in Ingenieurpsychologie. Seinen umfangreichen Kenntnissen in Kognitionspsychologie und Nutzerzentrierter Produktgestaltung im Arbeitsplatzkontext nutzt er bei M&M für die Definition von Nutzungsanforderungen, die Gestaltung einfach bedienbarer Interfaces und der Beratungen.

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